Kreuzbandriss beim Hund - Eine Vollständige Übersicht mit OP Methoden und Tipps für den konservativen Weg

Christoph Holtmeyer, Verfasst am 6.9.2022

Bei deinem Hund wurde ein Kreuzbandriss festgestellt? Oder dir ist eine Lahmheit hinten aufgefallen und du möchtest dich über einen möglichen Kreuzbandriss informieren?

Dann bist du hier genau richtig!

Im Folgenden möchte ich dir einen Überblick über diese häufige Erkrankung geben und dir dabei helfen die richtige Entscheidung aus den vielfältigen Optionen zu treffen

1. Einleitung

Der Kreuzbandriss ist beim Hund die häufigste Ursache für eine Lahmheit in der Hintergliedmaße. In 99% der Fälle ist dabei das vordere Kreuzband gerissen. Ein hinterer Kreuzbandriss kommt also eher selten vor.

Es lassen sich zwei Einteilungen bei dieser Erkrankung erstellen:

  • chronisch degenerativer Kreuzbandriss
  • akuter Kreuzbandriss

Das chronisch degenerative Geschehen ist dabei mit Abstand die häufigere Variante. Man kann sich das Kreuzband wie ein Seil vorstellen, welches viele kleine Fasern in die gleiche Richtung ziehend hat. Bei der Kreuzband-Degeneration kommt es immer wieder zum Auffasern und Reißen einzelner Fasern, wodurch das gesamte Kreuzband immer schwächer wird und schließlich vollständig reißt.  Die Ursache für dieses Auffasern ist übrigens bis heute ungeklärt.

1.1 Was ist die Ursache für einen Kreuzbandriss beim Hund?

Wie schon gesagt lässt sich die Ursache leider nicht so einfach definieren, aber es gibt einige Faktoren, die das Auftreten eines Kreuzbandrisses begünstigen können:

  • Übergewicht ist bei Hunden generell eine sehr häufige Ursache für Probleme mit den Gelenken, wie z.B auch die „chronisch voranschreitende Osteoarthritis“
  • Alter: je älter ein Hund ist, desto mehr steigt das Risiko für einen Kreuzbandriss. Es kommt aber auch bei jungen Hunden immer wieder zu Kreuzbandrissen
  • Übermäßige/Falsche Belastung: es ist möglich, dass es beim Sport, Toben oder Spielen zu einer Überbelastung kommt und dabei das Kreuzband reißt. In der Regel ist aber vorher schon ein degeneratives Geschehen vorangegangen
  • Andere Begleiterkrankungen: immer wieder kommt es vor, dass Erkrankungen, wie eine Kniescheibenluxation (Patellaluxation) oder auch Fehlstellungen, wie eine zu steile Gelenkfläche des Unterschenkels (Tibia-Plateau) zusammen mit einem Kreuzbandriss auftreten.
  • Rasse: es gibt Hunderassen, welche etwas häufiger betroffen sind, aber es können alle Rassen betroffen sein. Trotzdem möchte ich einige nennen:
    • Rottweiler
    • Boxer
    • Neufundländer
    • Staffordshire Terrier

2. Wo befindet sich das Kreuzband? Anatomie des Kniegelenkes

Das Kniegelenk verbindet beim Hund genau so wie bei uns Menschen den Oberschenkel mit dem Unterschenkel. Es funktioniert, wie ein so genanntes „Scharniergelenk“(auch wenn es strenggenommen ein Walzengelenk ist) und kann sich damit nur in eine Richtung, nämlich nach vorne und hinten bewegen oder anders gesagt kann es sich nur strecken oder beugen.

Zwischen dem Ober- und Unterschenkelknochen befinden sich der Innere und der Äußere Meniskus, welche als Polster dienen. 

Um die Stabilität im Kniegelenk zu gewährleisten wird es von den beiden Seitenbändern, den beiden Kreuzbändern in der Mitte und dem Kniescheibenband zusammengehalten.

In diesem Röntgen lässt sich schön erkennen, dass die Gelenkfläche des Unterschenkels (Tibia-Plateau) eine Neigung nach hinten zeigt. Dieser Umstand sorgt bei Hunden dafür, dass der Oberschenkel immer nach hinten „wegrutschen“ möchte. Und das vordere Kreuzband hält genau diese Bewegung auf und ist daher bei jedem Schritt unter Belastung.

3. Wie erkennt man einen Kreuzbandriss beim Hund? Kreuzbandriss Hund: Symptome und Diagnostik

3.1 Symptome

Das Hauptsymptom des Kreuzbandrisses beim Hund ist eine Lahmheit der betroffenen Hintergliedmaße. Ich hatte ja schon vorher erwähnt, dass der degenerative Kreuzbandriss am häufigsten vorkommt. Dies führt in der Regel zu einer Entzündung im Kniegelenk immer dann, wenn wieder ein paar Fasern gerissen sind. Der klassische Verlauf ist also, dass ein Patient schon seit längerer Zeit immer mal wieder eine Lahmheit hinten vor allem nach dem Aufstehen zeigt. Dann gibt es mal bessere und mal schlechtere Phasen, oft über Monate hinweg und schließlich reißt das Kreuzband vollständig und die Lahmheit ist plötzlich ganz schlimm.

Es gibt aber natürlich auch andere Verläufe, deswegen fasse ich hier einmal die typischen Symptome zusammen:

  • Lahmheit hinten nach dem Aufstehen, vor allem, wenn zuvor viel Belastung stattgefunden hat. Man kann das auch „Antrittslahmheit“ oder „Einlaufen“ nennen
  • Ein positiver „Sitztest“ bedeutet der Hund streckt beim Hinsetzen die betroffene Hintergliedmaße nach außen weg, weil ihm das Beugen des Kniegelenkes Schmerzen verursacht
  • Antippen einer Hintergliedmaße im Stand: Dieses Symptom sieht man sehr häufig. Man kann am besten von Hinten erkennen, dass der Hund die betroffene Gliedmaße nicht vollständig belasten möchte. Dadurch steht er dann etwas schräg oder tippt wirklich nur mit den Zehenspitzen auf
  • Muskelabbau: wenn das Problem schon länger geht kann durch die schlechtere Belastung die Muskulatur in den Oberschenkeln merklich zurückgehen. Dieses Symptom fällt häufig Physiotherapeuten oder Osteopathen auf
  • „medial buttress“: in chronischen Fällen kann es zu einer Verdickung auf der inneren Seite des Kniegelenkes kommen. Der Körper Versucht hier das Kniegelenk durch Verfestigung des Bindegewebes und vor allem der Gelenkkapsel zu stabilisieren.  
  • vollständige Entlastung einer Hintergliedmaße: kommt vor allem bei akuten Kreuzbandrissen vor

3.2 Diagnostik

3.2.1 Lahmheitsuntersuchung 

Der erste Schritt in der Diagnostik ist die Lahmheitsuntersuchung. Das wichtigste Kriterium ist hier für mich, ob die Überstreckung des Kniegelenkes für den Hund schmerzhaft ist. Sobald diese beiden Symptome vorhanden sind: Lahmheit hinten und Kniestreckschmerz, muss schon einiges passieren, dass ich nicht mehr an ein Kreuzbandproblem glaube.

Weiter kann man klassischer Weise im Kniegelenk den Schubladentest ausführen. Wenn eines der Kreuzbänder gerissen ist, dann kann man den Oberschenkel gegen den Unterschenkel verschieben. Ist der Test positiv, dann ist die Diagnose eigentlich schon sicher. Liegt allerdings nur ein Kreuzbandanriss vor, dann lässt sich keine Schublade auslösen. In diesem Falle kann man noch den Tibiakompressionstest durchführen. Hierbei simuliert man einen Schritt, indem man den Fuß des Hundes nach oben drückt, während das Kniegelenk nur leicht gebeugt werden darf. Durch die Biomechanik des Hunde-Kniegelenkes kommt es dabei zu einem nach hinten rutschen des Oberschenkels (wie ich bei der Anatomie erklärt habe) und der Unterschenkel drückt sich nach vorne. Dieser Test funktioniert bei großen Hunden meiner Meinung nach deutlich besser.

Immer wieder ist das Kniegelenk aber noch so stabil, dass in der Untersuchung ein Kreuzbandriss nicht sicher bestätigt werden kann. Dann muss etwas tiefer in die Diagnostik gegangen werden

Hier habe ich einmal ein Video vom Schubladentest und Tibiakompressionstest (allerdings bei einer Katze, aber das ändert nichts an dem Test)

3.2.2 Röntgen

In der Regel ist das Röntgen der zweite Schritt in der Diagnostik. Hier kann man in der seitlichen Aufnahme des Kniegelenkes dann erkennen, ob eine Entzündung vorliegt oder nicht. Diese zeigt sich im Röntgen wie eine weiße Wolke (siehe linkes Röntgenbild). 

Es ist auch möglich das Kniegelenk unter Stress mit der Tibiakompression zu Röntgen. Wenn eine Instabilität, also ein Kreuzbandriss vorliegt, dann kann man das hier sehr gut erkennen. (siehe Röntgen Vergleich mit und ohne Stress)

Wenn das Kniegelenk auch im Röntgen weiterhin stabil erscheint, aber zumindest eine Entzündung erkennbar ist, dann kann man vom Röntgen einen Kreuzbandriss nicht bestätigen. Dann wird der Verdacht auf ein Kreuzbandanriss gestellt. Theoretisch könnten aber auch andere Ursachen für die Entzündung in Frage kommen, wie z.b.

  • Gelenkstauchung
  • Knorpelschaden
  • OCD
  • Meniskusschaden

Es ist jetzt wieder notwendig weiter in der Diagnostik zu gehen. Hier stehen einem mehrere Optionen zur Verfügung mit CT, MRT oder einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie).

Hier empfehle ich ganz klar die Arthroskopie. Die Aussagekraft gegenüber dem CT und dem MRT ist deutlich besser und zudem ist die Untersuchung in der Regel auch schneller und günstiger. Beim Menschen wird hier klar das MRT bevorzugt, aber man muss hier bedenken, dass ein MRT beim Menschen auch ohne Narkose durchgeführt werden kann. 

Kreuzbandriss Hund Röntgen
Kreuzbandriss Hund Röntgen. Vergleich mit und ohne Stress. Auf der rechten Seite rutscht der Oberschenkel ca. 1,8cm nach hinten, damit ist das vordere Kreuzband gerissen.

3.2.3 Arthroskopie (Kniegelenkspiegelung)

Die Arthroskopie des Kniegelenkes ist ein minimalinvasiver Eingriff. Hier wird über ein kleinen Zugang zum Kniegelenk, welcher nur ein paar Millimeter groß ist, eine Kamara in das Kniegelenk eingeführt. Hier kann man nun alle wichtigen Strukturen im Kniegelenk beurteilen, wie z.B.

  • Die Kniescheibe mit der Kniescheibenrinne
  • Der Gelenkknorpel
  • Die innere Gelenkkapsel
  • Der innere und äußere Meniskus
  • Die beiden Kreuzbänder

Das schöne bei der Arthroskopie ist, dass man die einzelnen Fasern der Kreuzbänder direkt sehen kann. Jetzt kann in der Regel gut beurteilt werden, ob eines der Kreuzbänder einen Schaden hat oder nicht. 

Gesunde Kreuzbänder beim Hund
Kreuzbandanriss beim Hund. Hier lassen sich schön die gerissenen Fasern sehen

4. Kreuzbandriss Hund, OP ja oder nein? Therapieoptionen

Jetzt ist es soweit, du hast die Diagnose Kreuzbandriss oder Kreuzbandanriss schwarz auf weiß und musst dich nun für eine Option entscheiden. 

Grundsätzlich würde ich immer sagen: Ja eine OP ist der richtige Weg. Sowohl bei einem vollständigen, als auch bei einem Anriss. Denn zuvor habe ich ja schon erwähnt, dass in den meisten Fällen das Kreuzbandgeschehen chronisch degenerativ ist. Das Auffasern hört in der Regel einfach nicht auf und irgendwann reißt das Band sowieso. Ich habe schon sehr viele Fälle gesehen, wo es über Jahre hinweg ein auf und ab mit immer wieder Ruhighaltung und Medikamenten gab und wirklich gut wurde es nicht.

Ich möchte aber nicht alle Fälle über einen Kamm scheren, denn es besteht schon die Möglichkeit, dass ein Kreuzbandriss ohne OP „heilen“ kann. Es passiert dabei aber nicht eine Heilung des Kreuzbandes an sich, denn das fasert ja immer weiter auf und wird sogar teilweise resorbiert. Der Körper kann es aber schaffen das Kniegelenk so zu stabilisieren, dass er das Kreuzband nicht mehr so braucht. Dies kann er durch Versteifung und Verfestigung der umliegenden Strukturen, wie Gelenkkapsel, Sehnen und Bänder erreichen. Auch eine voranschreitende Arthrose sorgt für Versteifung des Gelenkes (ja Arthrose hat auch manchmal positive Effekte, aber das ist ein anderes Thema). Dies ist aber ein langwieriger Prozess und dauert oft einige Monate bis Jahre.

Wie hoch sind denn dann die Chancen, dass es mit oder  ohne OP klappt? Hier würde ich mal grob schätzen:

  • ca. 50% der Fälle werden konservativ (ohne OP) akzeptabel nach etwa 1 Jahr, die andere Hälfte hat mit etwas Pech ein kaputtes Kniegelenk mit chronischer Arthrose
  • ca. 80-90% der Fälle werden mit OP deutlich besser bis sogar unauffällig

Ja ich habe es extra etwas überspitzt dargestellt, aber der Kreuzbandriss ist wirklich eine Erkrankung, die mit einer OP viel bessere Chancen hat gut zu werden. Und ja auch bei der OP können Dinge nicht so laufen wie geplant und es gibt auch vereinzelt Fälle, die nach einer OP sogar schlechter sind als vorher. Ich bin aber der Meinung, dass hier die Chancen den Risiken deutlich überwiegen.

4.1 Kreuzbandriss Hund OP-Methoden

Du hast dich also für eine OP entschieden? Dann darf ich dir nun die über 100 OP-Methoden vorstellen. Kein Witz.Weil diese Erkrankung so häufig vorkommt, hat sich da anscheinend jeder mal was ausgedacht. Aber keine Angst ich werde es für dich zusammenfassen. Es gibt zwei große Gruppen von Kreuzband-OP’s beim Hund. Hier einmal die beiden Gruppen mit den am häufigsten verwendeten Methoden

  • Kreuzbandersatz (hier wird das Kreuzband durch eine künstliche Struktur, meistens ein Faden, ersetzt. Diese Implantate liegen fast immer außerhalb des Gelenkes und werden daher auch extrakapsulär genannt)
    • nach Flo
    • Tight Rope
    • Kapselraffung
  • Mechanische Umstellung (hier wird die Bio-Mechanik des Kniegelenkes so verändert, dass wir das Kreuzband anschließend nicht mehr brauchen)
    • TPLO
    • TTA

Welche OP Variante man nimmt, hängt natürlich immer ein bisschen von der Situation ab. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

Alle Kreuzbandersatz-Methoden haben z.b. den Vorteil, dass sie etwas günstiger sind. Haben aber den Nachteil, dass sie nicht ganz so nachhaltig sind oder anders gesagt besteht bei einem Kreuzbandersatz natürlich auch die Chance, dass der Faden wieder reißt oder ausleiert. Je größer und kräftiger der Hund ist, desto schlechter wird die Prognose mit einem Bandersatz.

Die beiden Umstellungs-OP’s sind zwar etwas teurer, haben aber den großen Vorteil, dass nach Abschluss der Heilung nur noch sehr selten wieder Probleme auftreten. 

Bei jungen Hunden rate ich damit eigentlich fast immer zu einer mechanischen Umstellung, denn die haben das ganze Leben noch vor sich. Ein Bandersatz wäre hier einfach über die Jahre zu gefährdet wieder instabil zu werden. Bei älteren Kandidaten kann man etwas flexibler überlegen. 

Beim Körpergewicht rate ich bei allen Patienten über 10 bis maximal 20kg ebenfalls zu einer mechanischen Umstellung.

Du kannst also sehen, dass der Rat in den allermeisten Fällen in Richtung mechanische Umstellung geht. Dann bleibt nun die Frage:

Was ist besser TTA oder TPLO? Rein statistisch gesehen sind beide OP-Methoden relativ ähnlich, wenn es um die Erfolgsaussichten geht. Trotzdem hat die TPLO hier die Nase leicht vorne. Es kommt für mich aber ein ganz entscheidender Faktor dazu, der mich dazu bringt die TPLO als klar besser zu empfinden: Was passiert, wenn es mal nicht nach Plan verläuft? Es kann immer zu Komplikationen kommen, nicht oft aber immer wieder. Und in diesen Situationen ist die TPLO wesentlich flexibler. Das liegt zum einen am Implantat. Denn bei der TTA wird ein sogenannter „cage“ oder auch Keil eingebaut, der in den Knochen einwachsen soll. Haben wir es mal mit Implantat-Infektionen oder -Abstoßungen zu tun, dann ist es ein riesen Problem diesen cage wieder zu entfernen ohne den ganzen Knochen auseinander zu Meißeln. Bei der TPLO können wir Platte und Schrauben schnell in einer kleinen OP über 15-20min entfernen. Sollte es mal zu einem Knochenbruch kommen, dann lässt sich die TPLO wenigstens noch mit weiteren Maßnahmen, wie einem Fixateur extern stabilisieren. 

Ihr habt es sicherlich schon gemerkt aber die TPLO ist mein absoluter Favorit, wenn es um einen Kreuzbandriss beim Hund geht. Deshalb möchte ich diese Methode einmal etwas genauer erklären.

4.1.1 Die TPLO (Tibia-Plateau-Leveling-Osteotomie)

Ich habe oben im Abschnitt Anatomie schon einmal das Tibia-Plateau gezeigt. Dies ist die Gelenkfläche vom Unterschenkel, welche beim Hund immer ein deutliches Gefälle nach hinten hat (durchschnittlich ca. 25°). Dieses Gefälle sorgt dafür, dass der Oberschenkel immer nach hinten wegrutschen möchte und das einzige, was diese Bewegung aufhält ist das vordere Kreuzband.

Um nun dieses Gefälle herauszunehmen wird im Unterschenkel ein halbmondförmiger Sägeschnitt im Knochen durchgeführt. Anschließend wird die Gelenkfläche dann gedreht und mit einer Platte und Schrauben in der neuen Position fixiert. Man rechnet sich vorher im Röntgen aus, wie steil die Gelenkfläche genau ist. Dann wird soweit gedreht, dass wir am Ende ein Gefälle von ca. 5° haben. Wir wollen nicht weiter drehen, denn sonst bekommt nachher das hintere Kreuzband Probleme.

Und das war es eigentlich auch schon. Das ist das Grundprinzip der TPLO.

Kreuzbandriss Hund OP
TPLO beim Hund. Links ist die Ausrechnung vor der OP das Tibia-Plateau zeigt ein Gefälle von 28,03°. Auf der rechten Seite ist der Zustand nach OP. Das Gefälle ist nun bei 4,0°

5. Kreuzbandriss Hund ohne OP. Empfehlungen und Tipps für den konservativen Weg

Du hast dich gegen eine OP entschieden? Ich habe ja schon oben erwähnt, dass ich so gut wie immer zu einer OP rate. Aber es gibt immer wieder Situationen in denen eine chirurgische Versorgung keine Option ist. Gründe hierfür können ein zu hohes Alter, andere Begleiterkrankungen oder schlicht und ergreifend das fehlende Budget sein.

Hier möchte ich dir eine Übersicht verschaffen, was du tun kannst, um das Kniegelenk zu unterstützen.

5.1 Medikamente

In den meisten Fällen macht es Sinn zuerst einmal die Schmerzen durch Medikamente zu verbessern. Und dabei spreche ich hauptsächlich von Entzündungshemmung. Denn beim Kreuzbandriss des Hundes wird durch die Instabilität oder auch durch das Auffasern des Bandes Entzündung produziert. Diese Entzündung verursacht Schmerzen, was den Körper wiederum dazu anregt mehr Entzündung zu produzieren, eine Teufelsspirale.

Hier werden dann Medikamente eingesetzt, wie Metacam, Rimadyl, Previcox oder Cimalgex, sogenannte „nicht kortisonhaltige Entzündungshemmer“ oder kurz NSAID.

Das machen wir übrigens nicht, um die Schmerzen zu überdecken, nur um den Hund „Taub“ zu machen und Ihn einfach nur mit Mediamenten vollzustopfen. Sondern durch die Entzündungshemmung machen wir das Gelenk ein Stück weit Gesünder und geben dem Körper mehr Zeit zur Heilung und Verfestigung des Gelenkes. Die Hoffnung dabei ist, dass am Ende weniger Arthrose entsteht.

Die Dauer der Therapie hängt dann vom Erfolg und der Schmerzhaftigkeit ab, aber ein guter Startpunkt wäre eine 4 Wochen Therapie, gefolgt von einer 4 Wochen Pause. Das würde dann immer im Wechsel durchgeführt werden, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Das kann also bedeuten, dass in manchen Fällen über 1 Jahr dann 6 Monate Therapie stattfinden würde. Es muss hier aber immer individuell nach Therapieerfolg entschieden werden.

5.2 Physiotherapie

Die Physiotherapie ist ein großer Gewinn bei Lahmheitspatienten. Das Ziel hierbei ist den Hund wieder dazu zu bringen das Bein zu belasten und die umliegenden Strukturen zu stärken. Vor allem die Muskulatur ist hier sehr wichtig. Denn je besser die Kraft in dem Bein ist, desto weniger wird das Kniegelenk und damit die Kreuzbänder des Hundes belastet.

Zusätzlich kann bei der Physiotherapie durch Massagen und entspannenden Therapien auch das ganze drum herum mit verbessert werden. Denn eine chronische Lahmheit verursacht irgendwann auch so gut wie immer Rückenschmerzen.

Sehr beliebt ist bei den Physiotherapeuten das Unterwasserlaufband. Das hat ganz einfache Gründe, denn im Wasser ist der Körper sehr leicht und die Gelenke werden kaum belastet. Die Muskeln müssen aber gegen den Wasserwiderstand arbeiten und werden doppelt trainiert.

5.3 Gezieltes Training und Bewegung

Wie jetzt ich dachte der Hund muss nach einem Kreuzbandriss ruhig gehalten werden? Hier muss man versuchen einen Kompromiss zu finden. Denn ständige Ruhighaltung würde nur dazu führen, dass die Muskeln weiter abbauen und die Beweglichkeit auch immer steifer wird. Wenn man den ganzen Tag nur im Bett liegt bekommt ja auch Rückenschmerzen und Gelenkprobleme.

Wir wollen ein Gleichgewicht finden aus Ruhighaltung und gezielter Belastung. Das heißt Sport, Toben, Springen und Spielen ist eher kontraproduktiv. Aber Spaziergänge müssen weiter gemacht werden. Hier darf auch gerne Bergauf- und Bergablaufen trainiert werden, das ist anstrengend für die Muskulatur. Ebenso hat sich laufen in weichen Böden, wie Sand, bewährt.

Schwimmen ist ebenfalls eine sehr gute Sache. Wenn dein Hund etwas mit Wasser anfangen kann, dann darf er sich hier auspowern. Denn es gilt das gleiche Prinzip, wie beim Unterwasserlaufband. Der Körper ist im Wasser leicht und die Gelenke werden geschont. Man muss nur aufpassen, dass dann am Ufer wieder nicht zu viel getobt wird.

5.4 Fütterung

Man ist, was man isst. Das gilt für Hunde genau so, wie für uns Menschen. Über eine Anpassung der Fütterung kann man einiges in Richtung Gesundheit für die Gelenke tun. Aber bitte erwarte hier keine Wunderheilung. Ich vergleiche die Maßnahmen mit Futterergänzung immer gerne mit Zähneputzen für die Gelenke. Wenn man ein Loch im Zahn hat, können wir putzen soviel wir wollen, das Loch bleibt weiter da. Trotzdem sollte man weiter Zähne putzen, um weitere Löcher zu vermeiden. Wir geben Futterergänzung also dafür, dass die Schäden in den Gelenken nicht noch schlimmer werden oder zumindest langsamer schlimmer werden.

Ich empfehle bei der Einstellung des Futters immer zwei Dinge. Einmal Die Anpassung des Futters selbst und die Gabe von Futterzusätzen. Dabei ist aber wichtig zu erwähnen, dass dies nur sinnvoll ist, wenn der Hund keine anderen Probleme, wie Allergien aufweist. Sollte das Futter schon wegen einer anderen Erkrankung, wie z.B einer Niereninsuffizienz angepasst worden sein, dann sollte das nicht ohne weiteres geändert werden.

Futter: Wenn aber keine anderen Gründe dagegen sprechen, dann rate ich die Umstellung auf das Hill’s j/d. Der Vorteil bei diesem Futter ist, dass hier vor allem die Omega 3 Fettsäuren so drin verarbeitet sind, dass wir eine gewisse Entzündungshemmung auf Dauer erreichen können. Damit können wir uns mit etwas Glück Medikamente sparen und das ganz ohne Nebenwirkungen.

Futterergänzung: Neben dem Futter gibt es aber zahlreiche Ergänzungsmittel, die ebenfalls einen positiven Effekt haben können. Hierzu zählen Stoffe wie:

  • Grünlippmuschelextrakt (soll vor allem für Knorpel helfen, wie Meniskus und Gelenkflächen)
  • Glucosamin (zählt ebenfalls zu den Stoffen, welche den Knorpel unterstützen und damit zu den „Chondroprotektiva“ oder Knorpelschutzpräparaten
  • Hyaluronsäure (ist wichtig für die Gelenkschmiere (Synovia) und damit für die Gleitfähigkeit der Gelenke zuständig
  • MSM (Hilft dem Körper dabei Schwefel einzubauen, was wichtig ist für das Bindegewebe und die Gelenkkapsel)
  • Zahlreiche Pflanzliche Stoffe, wie Teufelskralle und Weidenrinde

Du siehst, man kann hier einiges tun und auf dem Markt gibt es gefühlt 1 Millionen verschiedene Präparate einzeln oder Kombipräparate. Da geht einem schnell die Übersicht verloren. Du kannst dich jetzt über alle verschiedenen Präparate informieren und einzeln ausprobieren und ganz ehrlich wäre das auch die Beste Variante. Denn so hast du dann irgendwann die perfekte Zusammenstellung mit dem, was dein Hund verträgt und ihm auch wirklich gut tut.

Wenn du aber so bist wie ich und nicht so viel Zeit hast, dann möchte ich dir einmal die 3 Kombipräparate zeigen, welche ich empfehlen kann.

  • Cani Move Motion* (Mein persönlicher Favorit, gibt es einmal für große (maxi) und kleine Hunde (mini). Außerdem haben die Hersteller gut dargestellt, was alles in dem Präparat steckt
  • Orthohyl von Vetvital (Enthält alle wichtigen Ergänzungsmittel und ist von einer Etablierten Marke. Ist aber preislich nicht ganz günstig, wird normal in Tablettenform verabreicht)
  • Canosan Boehringer Ingelheim (Ist auch ein Präparat, welches schon sehr lange auf dem Markt ist. Meiner Meinung nach auch ein tolles Präparat)

In Kurzform rate ich damit den meisten Patienten die Kombination aus Hill’s j/d und Cani Move Motion*.

5.5 Stabilisierung von außen. Bandagen oder Orthesen

Es gibt die Möglichkeit das Kniegelenk über eine Bandage oder Orthese auch von außen zu stabilisieren. Die bekannteste Bandage ist die von Ortocanis. Ich bin aber ganz ehrlich empfehlen kann ich alle Formen von Bandagen nicht, weil die einfach nicht genügend Stabilität bringen. Der Vorteil dieser Bandagen ist aber, dass sie recht günstig sind und man kann es damit ja auf einen Versuch ankommen lassen. Allerdings kommt es durch die Nutzung einer Bandage schon in der Regel zu Muskulaturverlusten, was wir überhaupt nicht gebrauchen können. Also lass lieber die Finger von einer Bandage.
 
Als nächstes wären dann noch die Orthesen. Diese Form der Stabilisierung ist deutlich steifer. Mit einer vernünftig angepassten Orthese hat man schon eine Alternative zur OP. Nachteil hiervon ist, dass man die speziell von einem Orthesenbauer anfertigen lassen muss und dementsprechend kostspieliger sind.
 
Das Kreuzband beim Hund verheilt leider in der Regel trotz Stabilisierung von außen nicht, da es ja degeneriert ist. Das heißt, die Therapie mit Bandage oder Orthese wird in den meisten Fällen Lebenslänglich fortgeführt werden müssen.
 

6. FAQ

Die Kosten hängen von der OP-Methode ab. Für eine Kreuzbandersatz-OP würde ich ca. 1500-2000€ und für eine TPLO/TTA ca. 2000-2500€ einplanen. Mit Nachsorge, wie z.B. Stationsaufenthalt können aber auch schnell bis zu 3000-3500€ Kosten entstehen.

Wenn man sich für eine OP entscheidet, dann brauchen die meisten Patienten ca. 6 Wochen Ruhephase und 4 Wochen Aufbauphase. Das gilt aber nur für Patienten, die auch Physiotherapie bekommen. Ohne Unterstützung ist die Erholungszeit in der Regel etwas länger.

Die Chancen, dass ein Hund sich von einem Kreuzbandriss erholt sind mit einer OP gut. Bis zu 90% der Fälle haben einen positiven Verlauf. Ohne OP liegen die Chancen auf eine Heilung deutlich geringer.

Die Chancen einer Heilung ohne OP liegen bei etwa 50%. Der Prozess ist aber langwierig und kann Monate bis Jahre dauern. Mit etwas Pech können in dieser Zeit auch Folgeerkrankungen, wie Meniskusschaden, Knorpelschaden und Arthrose entstehen. Der Rat geht daher in den meisten Fällen zur OP.

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