Hüftdysplasie beim Hund

Alle wichtigen Informationen zur HD mit Diagnostik, Therapieoptionen und Prognose

Christoph Holtmeyer, Verfasst am 3.10.2022

Bei deinem Hund wurde eine HD (Hüftdysplasie) festgestellt? Und nun hast du alle möglichen Fragen zur Prognose, Therapieoptionen und wie es weitergehen soll? Oder du möchtest dich einfach über diese häufige Erbkrankheit beim Hund informieren?

Dann möchte ich dich in diesem Artikel über die wichtigen Dinge bei diesem Thema informieren, damit du die für dich richtigen Entscheidungen in deiner Situation treffen kannst.

1. Einleitung

Die Hüftdysplasie beim Hund oder abgekürzt HD bezeichnet eine Erkrankung bei der das Hüftgelenk nicht richtig ausgebildet ist. Im Wachstum des Hundes bilden sich in diesem Gelenk ein Kopf und eine Pfanne, die im Normalfall perfekt zueinander passen. So können die Gelenkflächen ohne große Reibung übereinander gleiten und erlauben so eine gute Beweglichkeit in fast alle Richtungen. Bei der HD kommt es dann in den meisten Fällen dazu, dass die Pfanne nicht richtig ausgebildet wird und zu flach bleibt. Dadurch ist der Kopf dann nicht fest in der Pfanne und kann „herum wackeln“. Das erzeugt dann Reibung und Entzündung im Hüftgelenk und erhöht den Verschleiß enorm. In schlimmen Fällen kann es auch zur einer Trennung der Verbindung zwischen Kopf und Pfanne kommen (Luxation oder Subluxation).

1.1 Was ist die Ursache für eine Hüftdysplasie beim Hund? 

Die Ursache der Hüftdysplasie beim Hund ist schnell erklärt: Sie wird vererbt. Das heißt jeder Hund mit dieser Erkrankung muss es von einem der beiden Eltern oder sogar beiden bekommen haben. Genau so verhält es sich auch mit anderen Erbkrankheiten, wie bei der Ellenbogendysplasie. Falls du dich darüber informieren willst, habe ich auch dazu einen Beitrag gemacht: Ellenbogendysplasie beim Hund (Link folgt noch, wenn der Beitrag fertig ist)

Jetzt könnte man ja vermuten, dass man die Krankheit schnell und einfach beseitigen könnte, indem man nur noch gesunde Hunde miteinander verpaart. Ganz so einfach ist es dann aber leider doch nicht. Denn es besteht auch die Möglichkeit, dass ein Elternteil die Krankheit selbst gar nicht ausgeprägt hat aber trotzdem in der Lage ist eine Hüftdysplasie zu vererben. Es kann sogar passieren, dass über mehrere Generationen hinweg die Hund selbst keine HD ausgeprägt haben und es doch weiter vererben. Dies macht es schwer diejenigen zu finden, die es weiter vererben. Wir werden leider noch weiter mit dieser Krankheit zu kämpfen haben.

Größere Hunde haben es mit dieser Erkrankung übrigens deutlich schwerer, da sie durch ihr Gewicht das Hüftgelenk mehr brauchen. Dadurch fällt eine Hüftdysplasie bei kleineren Rassen häufig garnicht auf.

Am häufigsten betroffen sind folgende Hunderassen:

  • Deutscher Schäferhund
  • Rottweiler
  • Boxer
  • Labrador Retriever
  • Golden Retriever
  • Berner Sennenhund

1.2 Welche Grade der Hüftdysplasie beim Hund gibt es?

Wie schwer oder wie stark eine Hüftdysplasie beim Hund ausgeprägt ist, entscheidet letztlich darüber, wie viele Probleme im Alltag auftreten. So gibt es Patienten, die zwar vom Röntgenbild eine HD haben, aber im Alltag überhaupt keine oder nur sehr wenige Probleme zeigen.

Deshalb wurde ein Ranking eingeführt, was uns ermöglicht den Schweregrad der Hüftdysplasie zu bestimmen von A bis E. Dabei ist hier der wichtigste Faktor der „Norberg-Winkel“ (siehe Röntgenbild). Dieser Winkel sollte bei gesunden Hunden über 105° liegen. Die Beurteilung wird übrigens immer am Röntgen durchgeführt

  • A: HD frei, Norberg-Winkel über 105°, keine Arthrosen
  • B: verdacht auf HD. Unregelmäßigkeiten bei den Gelenkflächen Norberg-Winkel ist über 105° ODER Gelenkflächen sind unauffällig aber Norberg-Winkel ist unter 105°
  • C: leichte HD. Unregelmäßige Gelenkflächen mit ggf. leichter Arthrose und der Norberg-Winkel ist bei über 100°
  • D: mittlere HD. Immer mehr Auffälligkeiten der Gelenkflächen in der Regel mit Arthrose und der Norberg-Winkel ist bei über 90°
  • E: schwere HD. Die Gelenkflächen sind stark betroffen in der Regel mit Arthrosen. Der Norberg-Winkel liegt bei unter 90°

Der Schweregrad der Hüftdysplasie beim Hund ist hierbei aber nur eine optische Beurteilung des Röntgenbildes. Wie gut oder schlecht der Hund damit zurecht kommt ist wieder eine ganz andere Geschichte. Ich habe schon einige Kandidaten gesehen mit einer optisch sehr schlechten Hüfte im Röntgen aber klinisch keinen oder sehr wenigen Problemen. Es muss also meiner Meinung nach immer von der Untersuchung abhängig gemacht werden, ob und welche Therapie im Einzelfall sinnvoll ist. In den meisten Fällen stimmen aber Röntgenbild und Gangbild überein.

Gesunde Hüftgelenke beim Hund
Einseitig lockeres Hüftgelenk rechts beim Hund
Hochgradige Hüftdysplasie beim Hund - Endstage
Norbergwinkel bei einem gesunden Hund; auf der rechten Seite ca. 110° und auf der linken Seite ca. 113°

2. Wo befindet sich die Hüfte beim Hund? Anatomie des Hüftgelenkes

Das Hüftgelenk beim Hund befindet sich, wie bei uns Menschen, ganz oben an den Hintergliedmaßen. Es bildet die Verbindung vom Becken zum Oberschenkel. Das Hüftgelenk beim Hund ist ein Kugelgelenk, wobei der Oberschenkelkopf (Femurkopf) die Kugel darstellt und die Pfanne des Beckens (Acetabulum) bildet das Gegenstück. Durch diese Form ist das Gelenk in alle Richtungen frei beweglich und so sehr flexibel. 

Der Kopf und die Pfanne werden durch mehrere wichtige Strukturen zusammengehalten:

  • Ein Band, welches im Gelenk zwischen Kopf und Pfanne verläuft
  • Die Gelenkkapsel
  • Die umliegenden Muskeln und Bänder
  • natürliche Haftung zwischen zwei sehr glatten Flächen (durch den Knorpel ist die Gelenkoberfläche sehr glatt, wie eine Glasscheibe. Presst man diese beiden Oberflächen zusammen haften sie automatisch)

3. Wie erkennt man eine Hüftdysplasie beim Hund? Welpe Hüftdysplasie Früherkennung, Symptome und Diagnostik

Ich habe ja schon weiter oben erwähnt, dass die Hüftdysplasie beim Hund eine Erbkrankheit ist. Die Ausprägung der Erkrankung geschieht in der Regel in der Wachstumsphase, genau dann wenn sich der Oberschenkelkopf und die Pfanne richtig ausbilden. 

Bei ganz jungen Welpen (unter 4 Monate) sind die Gelenke und Bänder noch so locker, dass meistens keine Problematik auftritt (in manchen Fällen kann man eine HD aber auch schon früher erkennen). Doch ab dem Zeitpunkt, wo das Hüftgelenk eigentlich immer fester und stabiler werden sollte, fallen die Probleme dann immer mehr auf. Das passiert alles langsam während der Wachstumsphase und ist daher in der Regel schleichend schlechter werdend. In schweren Fällen merkt man schon Auffälligkeiten im Alter ab 5 Monaten oder früher, bei leichteren Fällen auch erst im Erwachsenen-Alter.

Deshalb ist es wichtig bei kleineren Auffälligkeiten im Welpenalter, gerade bei häufig betroffenen Hunderassen, eher mal einen Gang zum Tierarzt zu überlegen. Ich rate generell auch ohne Probleme zu einem Checkup am Besten in Verbindung mit den ohnehin nötigen Impfungen. Falls du also einen Welpen in diesem Alter besitzt und sowieso beim Tierarzt bist, dann bitte doch darum einmal die wichtigsten Untersuchungen in Bezug auf HD und ED durchzuführen. Ein frühes Erkennen einer HD ist sehr wichtig. Einige Therapieoptionen funktionieren nämlich nur in bestimmten Wachstumsphasen, hierzu später mehr.

3.1 Symptome

Je nach Schweregrad der Hüftdysplasie können die Symptome relativ klar oder auch unterschwellig sein. Da Welpen in der Regel sehr spielfreudig sind und dies übrigens auch mit einer HD und Schmerzen weiterhin bleiben, fällt unerfahrenen Besitzern eine Problematik oft nicht auf.

Typische Anzeichen für eine Hüftdysplasie beim Welpen sind :

  • Wackeliger Gang in der Hüfte: Das Becken eiert dabei bei jedem Schritt von links nach rechts, wie bei einer Ente
  • Abnehmende Spielfreudigkeit: Man merkt, dass der Welpe eigentlich noch gerne weiter machen würde, traut sich aber wegen der Schmerzen nicht mehr
  • Probleme nach dem/oder bei dem Aufstehen: Vor allem nach längerem Spielen oder vermehrter Bewegung fällt das Aufstehen hinten dann Abends oder Morgens schwer
  • Muskelschwund/-abbau in den Oberschenkeln: Wenn die Hintergliedmaßen aufgrund der Schmerzen nicht mehr richtig genutzt werden, dann entwickeln sich die Muskeln ebenfalls nicht richtig
  • Knacken beim Laufen: Manchmal kann man die Instabilität des Hüftgelenkes durch das ständige „raus und rein“ vom Kopf in die Pfanne mit einem Gelenkknacken hören. 
  • Überstreckung des Sprunggelenkes: Häufig sieht man dieses Symptom bei sehr großen Hunden. Durch eine Schonhaltung der Hüfte versuchen sie das Hüftgelenk durch Streckung im Sprunggelenk zu entlasten. Dies kann sogar soweit gehen, dass das Sprunggelenk in die falsche Richtung (nach vorne) umknickt. 

3.2 Diagnostik

3.2.1 Lahmheitsuntersuchung

Der erste Schritt in der Diagnostik ist immer die Untersuchung des Patienten. Hierbei wird überprüft, an welchen Stellen Schmerzen auszulösen sind. Bei einer Hüftdysplasie beim Hund ist in der Untersuchung in der Regel die Streckung schmerzhaft. Bei Welpen ist hier die Beweglichkeit meistens normal, bei älteren Hunden mit Arthrose fällt hier oft ein eingeschränkter Bewegungsradius auf. Es sollte auch immer eine Gangbildanalyse stattfinden, in der die typischen Gangauffälligkeiten für eine Hüftdysplasie überprüft werden.

Eine weitere wichtige Untersuchung ist der Ortolani-Test:

  • Hier wird die Lockerheit des Hüftgelenkes getestet
  • Der Hund wird in Seitenlage untersucht und das zu untersuchende Bein liegt oben
  • Nun wird versucht mit Druck gegen das Kniegelenk den Oberschenkelkopf aus der Pfanne zu drücken (dies funktioniert bei einem gesunden Gelenk nicht, bei einem lockeren Hüftdysplasie-Gelenk schon)
  • Wenn man nun das Kniegelenk langsam anhebt, dann rutscht der Oberschenkelkopf wieder in die Pfanne zurück mit einem „Schnappgeräusch“ und genau dieses Geräusch ist der positive Ortolani-Test
  • Ist das Gelenk stabil, dann ist der Ortolani-Test negativ

3.2.2 Röntgen

Der nächste Schritt in der Diagnostik ist das Röntgen. Die Hüftdysplasie beim Hund lässt sich in den meisten Fällen gut im Röntgen erkennen. Hierfür muss der Patient auf dem Röntgentisch mit dem Bauch nach oben und ausgestreckten Hintergliedmaßen geröngt werden. Diese Position ist für Hunde sehr unangenehm und zur Auswertung des Röntgenbildes ist eine gute Lagerung sehr wichtig. Daher ist es in den meisten Fällen sinnvoll die Untersuchung in einer kurzen Sedation durchzuführen. Für eine offizielle Untersuchung für die Zucht ist es sogar Pflicht in Narkose zu röntgen. 

Im Röntgen ist der Norberg-Winkel ein wichtiger Faktor zur Auswertung bezüglich einer Hüftdysplasie beim Hund. Diesen habe ich schon weiter oben erwähnt und erklärt unter den Grad-Einteilungen der HD.

Gerade bei Welpen ist die Hüfte aber noch etwas lockerer, dies ist völlig normal, kann aber den Norberg-Winkel manchmal etwas verfälschen. Deswegen gibt es noch eine weitere Methode: Das PennHIP-Verfahren. Hierbei wird versucht den Oberschenkelkopf während des Röntgens aus seiner Pfanne zu drücken, mit Hilfe eines „Distraktions-Apparates“. Wie weit man dann den Kopf aus der Pfanne bewegen kann, lässt sich auf dem Röntgenbild ausmessen. Ist die Hüfte zu locker, lässt sich dies auch bei jungen Hunden gut erkennen.

Weitere Diagnostika sind nicht notwendig. Man kann eine Hüftdysplasie beim Hund zwar auch gut im CT erkennen, aber ein Röntgenbild und die Untersuchung reichen für eine sichere Diagnose aus.

Norbergwinkel bei einem Welpen mit einer Hüftdysplasie Grad C links und Grad D rechts; der Winkel links ist ca. 100° und rechts ca. 94°
PennHIP-Verfahren bei einem 5 Monate alten Welpen. Der "Distraktionsindex" auf der linken Seite beträgt 0,53 und auf der rechten Seite 0,4. Im optimal Fall sollte der Index unter 0,3 liegen.

4. Was tun bei einer Hüftdysplasie beim Hund? Therapiemöglichkeiten im Welpen und Ausgewachsenen-Alter

Sobald die Diagnose Hüftdysplasie gestellt wurde, fragen sich sich viele, wie es jetzt weitergehen soll. Wie schlimm ist es? Kann man überhaupt was machen? Wie lange kann ein Hund mit einer HD leben? Oder im schlimmsten Fall: muss ich meinen Hund einschläfern? Vielleicht bist du ja auch mit vielen Fragen auf diese Seite gestoßen. Ich möchte versuchen die Möglichkeiten zur Behandlung einer Hüftdysplasie beim Hund so übersichtlich wie möglich zusammen zu fassen, denn es gibt Einige.

Zunächst möchte ich mit den Dingen anfangen, die eigentlich jeder Patient mit einer HD bekommen sollte.

4.1 Unterstützende Maßnahmen bei einer Hüftdysplasie beim Hund: Hausmittel, tierische und pflanzliche Präparate, Medikamente

Durch die Instabilität im Hüftgelenk bei einer HD kommt es immer weiter zum Verschleiß der Gelenkflächen und die Krankheit schreitet voran. Dies führt zu Schonhaltung und Muskelabbau, was wiederum dazu führt, dass die Gelenke mehr belastet werden. Unser oberstes Ziel ist es also diesem negativen Trend sofort entgegenzuwirken und die Hüftdysplasie zu „verlangsamen“.

4.1.1 Gewichtsreduktion und Muskelaufbau

Ganz vereinfacht gesagt wollen wir einen schlanken und fitten, muskulösen Patienten haben. Dies führt dazu, dass die Hüftgelenke (aber auch alle anderen Gelenke) weniger Last abfangen müssen. Das ist manchmal einfacher gesagt, als getan, denn in vielen Fällen wollen die Hunde aufgrund der Schmerzhaftigkeit nicht mehr gerne laufen. Dann sollte immer mal wieder mit Entzündungshemmern, wie Metacam, Previcox oder anderen „NSAID“ geholfen werden.

Wir wollen von der Belastung her versuchen die Muskulatur trainiert zu halten, aber die Gelenke nicht überlasten. Also lange Spaziergänge sind erlaubt, vor allem im Wald mit viel Bergauf und Bergab. Auch weicher Untergrund, wie Sand ist super. Aber Toben und Spielen mit wendigen Stoppbewegungen sollte reduziert werden. Im Wasser ist der Körper sehr leicht, die Gelenke werden nicht/wenig belastet und die Muskulatur muss gegen den Wasserwiderstand arbeiten. Physiotherapie ist eine super Ergänzung und kann viel helfen, insbesondere mit Unterwasserlaufband. 

Sollte die Muskulatur schon stärker abgebaut sein, dann rate ich in der Regel auch zum Einsatz von Anabolika-Präparaten. Dies hat in geringer Dosierung so gut wie keine Nebenwirkungen und hilft aber beim Muskelaufbau.

4.1.2 Fütterung und Futterergänzung

Mit einer auf die Hüftdysplasie zugeschnittenen Fütterung kann man etwas Verbesserung erreichen. Die wichtigsten Punkte sind hier wie schon gesagt die Gewichtsreduktion und die Gabe von ausreichend Omega 3 Fettsäuren. Wenn in einem hohen Verhältnis Omega 3 Fettsäuren zu Omega 6 Fettsäuren gefüttert werden, führt dies auf Dauer zu einer Entzündungshemmung. Der Körper kann nämlich eine Entzündung in den Gelenken deutlich einfacher mit Omega 6 Fettsäuren auslösen, wobei er das mit den Omega 3 Fettsäuren weniger kann. In leichten Fällen einer Hüftdysplasie reicht eine Futterumstellung mit Muskelaufbautraining bereits als Therapie.

Wer noch mehr machen möchte, der kann weitere Futterergänzung dazu geben, wie Grünlippmuschel, Hyaluronsäure, MSM, Teufelskralle, Weidenrinde usw. Bei diesen ganzen Stoffen gibt es aber keine wissenschaftlich fundierten Beweise für eine Verbesserung der Schmerzhaftigkeit. Trotzdem gibt es meiner Meinung nach immer wieder Patienten, die davon profitieren. Ich persönlich rate also auch zur Gabe solcher Futterergänzungsmittel. Verlieren können wir damit nichts.

Konkret rate ich damit beim Futter zu:

  • Hill’s j/d oder bei Übergewicht zu Hill’s Metabolic Mobility (hier sind vor Allem die Omega 3 Fettsäuren im richtigen Verhältnis verarbeitet)

Und als Futterergänzung zu einem dieser drei Kombipräparate:

Natürlich muss man nicht genau diese Kombination geben, aber damit habe ich persönlich gute Erfahrungen gemacht. Falls aus Gründen, wie Futtermittelallergie oder Unverträglichkeiten diese Empfehlung nicht gegeben werden kann, dann muss individuell entschieden werden.

4.2 Operative Maßnahmen bei einer Hüftdysplasie beim Hund

Jetzt kommen wir zu den etwas spezielleren Maßnahmen, die ich nicht mehr jedem Patienten mit einer Hüftdysplasie rate, sondern je nach Situation ausgewählt werden. Die beiden entscheidenden Faktoren hierbei sind zum Einen das Alter des Hundes und zum Anderen die Schmerzhaftigkeit oder wie schlimm ausgeprägt die HD ist. Befindet sich der Patient noch im Wachstum, dann stehen mehr Optionen zur Verfügung.

Grundsätzlich können wir die OP-Methoden in zwei Gruppen einteilen:

  • Prophylaktische OP-Methoden (sollen das voranschreiten der Hüftdysplasie verlangsamen)
  • Direkte behandelnde OP-Methoden

4.2.1 Hüftdysplasie Welpe. Prophylaktische OP-Methoden 

Normalerweise entscheide ich bei einem Patienten immer nach der Schmerzhaftigkeit oder den Problemen im Alltag, ob ich zu einer OP rate oder nicht. Bei der Hüftdysplasie des Hundes ist das aber etwas anders, denn wir können im Wachstum noch Veränderungen erzeugen, die sich später positiv auf die Entwicklung der HD auswirken können. Die erste Methode ist:

  1. Die Symphysiodese: Bei dieser OP handelt es sich um einen kleinen Eingriff. Vorteil ist, dass wir nichts verlieren können dabei. Leider kann man die OP aber nur im Alter von ca. 3-5 Monaten durchführen und generell gilt: je früher, desto besser. Das Ziel der OP ist es, die Wachstumsfuge, welche in der Mitte des Beckens ist, zu verschließen (siehe Röntgenbild). Dadurch kann das Becken an dieser Stelle nicht mehr weiter wachsen, der Rest des Beckens aber schon. Das hat zur Folge, dass die Hüftpfanne einen etwas besseren Winkel zum Oberschenkelkopf bekommt und somit eine Lockerheit des Gelenkes sich verbessert. Ganz grob gesagt profitieren ca. 50% der Patienten von diesem Eingriff, die andere Hälfte zeigt keine Besserung. Aber wie schon gesagt kann bei der OP, wegen des kleinen Eingriffs, eigentlich auch nichts schlimmes passieren. Deshalb rate ich persönlich jedem Patienten im passenden Alter mit einer lockeren Hüfte zu dieser OP.
  2. Osteotomie des Beckens mit Umstellung: Hier gibt es unterschiedliche Namen für die OP, welche aber alle das gleiche Ziel haben (DPO Double pelvic osteotomie; TPO Triple pelvic osteotomie; DBO Doppel Becken Osteotomie, u.a.). Das gleiche Prinzip der Umstellung von der Pfanne kann auch durch eine OP manuell durchgeführt werden. Der Vorteil ist, diese OP lässt sich auch im späteren Wachstum oder sogar im Erwachsenen Alter durchführen. Optimales Alter wird als ca. 6-10 Monate beschrieben. Der große Nachteil ist, dass diese OP schon recht invasiv ist mit mehreren Knochenschnitten im Becken und anschließender Umstellung mit Platte und Schrauben. Hinzu kommt, es wird immer nur eine Seite operiert, was bei einer beidseitigen HD zwei OP’s bedeutet. Und das ganze bleibt bei einer Prognose von ca. 50% Chancen zur Verbesserung. Ich persönlich rate von dieser OP ab, da mir die Aussichten auf Erfolg zu klein sind für so einen großen Eingriff. Wer aber alles versucht haben will hat hiermit zumindest eine Option.
Die Symphysiodese sollte im vorderen Teil der Wachstumsfuge durchgeführt werden (roter Kasten)
DPO links bei einem Hund; Hier gut zu erkennen, dass der Kopf von der Pfanne trotz der HD besser überdacht wird, als auf der gegenüberliegenden Seite

4.2.2 Hüftdysplasie OP-Methoden bei ausgewachsenen Hunden

Haben alle vorherigen Maßnahmen keinen Erfolg und es besteht weiterhin eine deutliche Schmerzhaftigkeit durch eine Hüftdysplasie, dann kommen wir nun zu unseren letzten Optionen. Hier haben wir wieder zwei Gruppen von OP-Methoden:

  • Therapeutische OP-Methoden (hier wird das Hüftgelenk selbst operiert)
    1. Oberschenkelkopf und -hals Entfernung
    2. Künstliche Hüfte
  • Palliative OP-Methoden (hier wird nur die Schmerzhaftigkeit des Hüftgelenkes therapiert)
    1. Denervation
    2. Muskeldurchtrennung des Pectineus-Muskels
 Gehen wir einfach die OP-Methoden der Reihe nach durch und schauen, dann welche ich empfehlen kann.

Oberschenkelkopf und -hals Entfernung (Femurkopfhalsresektion)

Bei dieser OP-Methode wollen wir die Hüftdysplasie beim Hund so therapieren, dass wir einfach, wie der Name schon sagt, Kopf und Hals des Oberschenkels rausnehmen. Dann haben wir an dieser Stelle kein richtiges Hüftgelenk mehr, was Schmerzen verursachen kann.

Hier müssen nun Muskeln, Sehnen und Bänder alles alleine tragen und halten. Grundsätzlich kann man sagen, dass diese OP bei kleinen Hunden mit besseren Erfolgen verbunden ist als bei Großen. Unter 10kg kommen die meisten Patienten damit ganz gut zurecht, wobei immer noch ein gewisser Grad an Lahmheit bleiben wird. 10-30kg ist so ein Grenzbereich, wo es je nach Patient ganz gut aber mal nicht so gut werden kann. Bei über 30kg ist die Tendenz schon eher so, dass die Patienten nicht so gut klar kommen.

Vorteil von der Femurkopfhalsresektion ist, dass sie relativ einfach und schnell durchzuführen ist und damit sich die Kosten im Rahmen halten. Zudem ist die Erholungsphase relativ schnell, weil ja einfach gesagt nicht mehr viel kaputt gehen kann.

Nachteil ist, dass wir nicht mehr zurück können. Was weg ist, ist weg und wenn der Hund nach der OP schlecht zurecht kommt, wird es schwierig das zu ändern. Eine künstliche Hüfte im Nachhinein einzubauen ist in den meisten Fällen nicht mehr möglich.

Daher ist die Nachsorge bei dieser OP um so wichtiger. Wie schon gesagt sind es nun hauptsächlich die Muskeln, die alles halten. Es sollte also schnell nach der OP (10 Tage Wundheilung) mit Physiotherapie und Muskelaufbautraining gestartet werden.

Femurkopfhalsresektion beim Hund auf der linken Seite

Künstliches Hüftgelenk

Bei dieser OP-Methode wird in der Regel der Oberschenkelkopf und die Pfanne entfernt. Anschließend wird beides mit künstlichen Materialien, wie Stahl oder Kunststoff ersetzt. Ziel dabei ist es wieder eine normale Funktion des Hüftgelenkes zu ermöglichen.

Es gibt eine Reihe von Variationen dieser OP. Man kann unterschiedliche Materialien verwenden, aber auch unterschiedliche Techniken zum Befestigen des Kopfes und der Pfanne verwenden. Am häufigsten werden die Implantate entweder mit Knochenzement eingeklebt oder mit Schrauben festgeschraubt. Beides hat seine Vor- und Nachteile, ich denke aber, dass beides gut funktioniert und am Ende kommt es darauf an, mit welcher Methode der Chirurg am Besten klar kommt. 

 Vorteil von der künstlichen Hüfte ist, dass wir die besten Chancen auf Verbesserung haben. Viele Patienten laufen damit unauffällig durch die Gegend.

Nachteil ist, dass die OP sehr teuer ist (meistens im Rahmen von 4500-6000€ pro Seite). Zudem kommt noch das Problem mit den Komplikationen. Es ist zwar nicht sehr häufig, dass es etwas passiert, aber wenn doch, dann wird es unangenehm. Die beiden größten Feinde der künstlichen Hüfte sind Implantatversagen( z.B. Ausbrechen der Implantate aus dem Knochen) und Infektionen. Sollte eines von beiden passieren, dann wird es oft schwierig bis unmöglich das Hüftgelenk zu retten und die Implantate müssen wieder raus. Dann haben wir salopp gesagt eine sehr teure Femurkopfhalsresektion gemacht.

Ich rate aber trotzdem, wenn möglich immer zu einer künstlichen Hüfte, weil insgesamt die Chancen gut gestehen.

Hüftdysplasie beim Hund vor einer künstlichen Hüfte
Hüftdysplasie beim Hund nach einer künstlichen Hüfte. Hier mit Knochenzement eingeklebt

Denervation

Bei der Denervation wird ein Teil der sensiblen Nervenfasern, welche zum Hüftgelenk ziehen zerstört. Dadurch bleibt das Gelenk so, wie es ist. Aber wir machen das Hüftgelenk etwas taub, sodass es weniger Schmerzempfinden gibt.

Leider funktioniert das nicht immer so gut, wie wir gerne hätten, denn wir können eben nur einen Teil der Nerven zerstören und falls es nicht diese Bereiche des Gelenkes sind, die den Schmerz verursachen, dann bewirken wir gar nichts. Zudem hält die Wirkung einer Denervation erfahrungsgemäß nicht ewig an. Die meisten Patienten verschlechtern sich langsam weiter und werden nach ein paar Jahren doch wieder schmerzahft.

Vorteil der OP ist, dass es ein kleiner Eingriff ist, der auch beidseits gleichzeitig durchgeführt werden kann.

Nachteil ist, dass ca. 50% nicht besser werden und nach gewisser Zeit die Wirkung anscheinend nachlässt. 

Daher empfehle ich die Denervation eher älteren Patienten, bei denen man keine große OP mehr machen kann oder möchte. 

Muskeldurchtrennung des Pectineus Muskels

Ich führe diese OP eigentlich nur der Vollständigkeit halber auf, denn mittlerweile führt die kaum noch einer durch. Die meisten berichten nach der Muskeldurchtrennung von keiner nennenswerten Besserung. Ich persönlich habe aber keine Erfahrung mit dieser OP, daher lasse ich das mal so stehen.

4.3 Hüftdysplasie beim Hund Übersicht Flow-Chart

Da die Therapieoptionen für eine Hüftdysplasie beim Hund oft überwältigend wirken, habe ich mal eine kurzes Flussdiagramm als Übersicht erstellt. Dies ist meine persönliche Meinung und Vorgehensweise.

5. FAQ

Die Ursache der Hüftdysplasie beim Hund ist schnell erklärt: Sie wird vererbt. Das heißt jeder Hund mit dieser Erkrankung muss es von einem der beiden Eltern oder sogar beiden bekommen haben.

Jetzt könnte man ja vermuten, dass man die Krankheit schnell und einfach beseitigen könnte, indem man nur noch gesunde Hunde miteinander verpaart. Ganz so einfach ist es dann aber leider doch nicht. Denn es besteht auch die Möglichkeit, dass ein Elternteil die Krankheit selbst garnicht ausgeprägt hat aber trotzdem in der Lage ist eine Hüftdysplasie zu vererben. Es kann sogar passieren, dass über mehrere Generationen hinweg die Hund selbst keine HD ausgeprägt haben und es doch weiter vererben. Dies macht es schwer diejenigen zu finden, die es weiter vererben. Wir werden leider noch weiter mit dieser Krankheit zu kämpfen haben.

Je nach OP-Methode sind die Kosten natürlich unterschiedlich, aber hier einmal die häufigsten OP’s:

  • Symphysiodese: ca. 1000-1500€
  • Knochenumstellung (z.B. DPO): ca. 2000-3500€ pro Seite, je nach Aufwand post OP
  • Oberschenkelkopfhals Entfernung: ca. 1000-1500€
  • Künstliche Hüfte: ca. 4500-6000€ pro Seite, je nach Aufwand post OP
  • Denervation: ca. 1000-1500€

Die Hüftdysplasie beim Hund ist eine unterschiedlich stark ausgeprägte Erkrankung. Grundsätzlich sollte erstmal KEIN Hund wegen einer HD eingeschläfert werden. Es gibt viele Therapiemöglichkeiten und Optionen, aber oft ist die Therapie Lebenslänglich. Sind alle Möglichkeiten erschöpft, dann gibt es Ausnahmefälle, in denen über eine Euthanasie nachgedacht werden kann.

  • Wackeliger Gang in der Hüfte: Das Becken eiert dabei bei jedem Schritt von links nach rechts, wie bei einer Ente
  • Abnehmende Spielfreudigkeit: Man merkt, dass der Welpe eigentlich noch gerne weiter machen würde, traut sich aber wegen der Schmerzen nicht mehr
  • Probleme nach dem/oder bei dem Aufstehen: Vor allem nach längerem Spielen oder vermehrter Bewegung fällt das Aufstehen hinten dann Abends oder Morgens schwer
  • Muskelschwund/-abbau in den Oberschenkeln: Wenn die Hintergliedmaßen aufgrund der Schmerzen nicht mehr richtig genutzt werden, dann entwickeln sich die Muskeln ebenfalls nicht richtig
  • Knacken beim Laufen: Manchmal kann man die Instabilität des Hüftgelenkes durch das ständige „raus und rein“ vom Kopf in die Pfanne mit einem Gelenkknacken hören. 
  • Überstreckung des Sprunggelenkes: Häufig sieht man dieses Symptom bei sehr großen Hunden. Durch eine Schonhaltung der Hüfte versuchen sie das Hüftgelenk durch Streckung im Sprunggelenk zu entlasten. Dies kann sogar soweit gehen, dass das Sprunggelenk in die falsche Richtung (nach vorne) umknickt. 

Werbehinweis für Links mit einem Sternchen (*)

Ihr habt vielleicht schon bemerkt, dass einige meiner Beiträge mit einem „*“ markiert sind. Diese Markierung steht für sogenannte Affiliate-Links. Was bedeutet das genau? Ganz einfach: Wenn ihr über diese Links Produkte oder Dienstleistungen kauft, erhalte ich eine kleine Provision. Das hat für euch keinerlei Nachteile oder zusätzliche Kosten, sondern ihr unterstützt mich damit lediglich in meiner Arbeit.

Warum solltet ihr also diese Links klicken? Nun, abgesehen von der Unterstützung meiner Arbeit, haben Affiliate-Links auch einen weiteren Vorteil für euch. Ich wähle meine Partner sorgfältig aus und empfehle nur Produkte oder Dienstleistungen, von denen ich selbst überzeugt bin. Mit einem Klick auf den Affiliate-Link könnt ihr direkt zu dem empfohlenen Produkt gelangen und es genauer unter die Lupe nehmen. So könnt ihr sicher sein, dass ihr qualitativ hochwertige Produkte entdeckt, die zu euren Interessen passen.

Ich möchte betonen, dass eure Zufriedenheit und euer Vertrauen für mich oberste Priorität haben. Deshalb teile ich nur Links zu Produkten, von denen ich persönlich überzeugt bin und die ich selbst nutze oder getestet habe. Ich stehe zu meiner Verantwortung, euch wertvolle Empfehlungen zu geben und euch mit ehrlichen Informationen zu versorgen.

Eure Unterstützung durch das Klicken auf die Affiliate-Links ermöglicht es mir, meinen Blog weiterzuentwickeln, Ressourcen zu verbessern und euch noch mehr großartigen Inhalt zu bieten.